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Über die Restaurierung der Münzen
Einführung
Ergänzend zum Digitalisierungsprojekt im Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle (Saale) wurden bis dato noch nicht restaurierte Münzen von 15.04.2019 bis 29.02.2020 bearbeitet.
Es handelt sich überwiegend um Fundmünzen aus der Zeitspanne von der Antike bis in das 20. Jahrhundert, wobei der Großteil der restaurierten Münzen aus dem Spätmittelalter und der frühen Neuzeit stammt.
Es waren die meisten damals benutzten Legierungen vertreten: Silberlegierungen, Billon (Kupfer-Silberlegierungen mit geringem Silbergehalt) sowie bronzene und kupferne Münzen.
Zustand
Während sich viele Silbermünzen in einem guten Zustand befanden, waren die Billonmünzen sowie Münzen aus Kupferlegierungen teilweise sehr stark korrodiert. Einige Münzen, - meistens Brakteaten - waren zerbrochen und mussten geklebt werden.
Restauratorische Maßnahmen
Das primäre Ziel der Restaurierungsmaßnahmen war die Freilegung der Originaloberfläche, um die Legende der Münze wieder lesbar zu machen. Außerdem sollten die Münzen konserviert werden, um sie vor weiterer Korrosion und Beschädigungen zu schützen.
Für die Silber - und Billonmünzen wurden in erster Linie chemische Reinigungsmaßnahmen angewendet. Eine mechanische Reinigung kam nur teilweise als Zusatzmaßnahme infrage, da sie die relativ weiche Oberfläche leicht beschädigen kann.
Dagegen wurden bronzene Münzen meist nur mechanisch gereinigt wurde. Die stabile grün verfärbte und meist aus Kupfercarbonaten bestehende Patina wurde dabei aus konservatorischen und ästhetischen Gründen erhalten. Die gefährlichen Kupferchloride wurden nach Möglichkeit entfernt.
Chemische Reinigung
Als Hauptmittel für die Reinigung der Oberfläche von Kupferverbindungen wurde EDTA als 0,1-Molare Lösung in Wasser (37,224 g in 1000 ml) eingesetzt. Für die Beschleunigung der Reinigung wurde die Temperatur ggf. auf 50°C erhöht. Meistens reichten 2- 3 Stunden, um guten Ergebnisse zu erzielen.
Konnten die Korrosionsschichten durch EDTA nicht aufgelöst werden, wurden zusätzlich die unten angegeben Chemikalien verwendet.
Ameisensäure (15 %): um hartnäckige Korrosionsteile (oft ein Gemisch aus Kupfercarbonaten, Kupferoxiden sowie ggf. Kupfer- und Silberchloriden) zu lösen. Sie wurde auch punktuell in Form einer Paste (Meerschaumpulver) aufgetragen.
Natriumhydrogensulfat-Lösung (10 %): um dicke und harte Kupferoxidschichten zu lösen.
30 %-Natriumthiosulfat- oder 15 %-Ammoniumthiosulfat-Lösung: um die Silberchloride (Hornsilber) zu entfernen.
5 % Kaliumperoxidisulfat-Lösung: um auf der Oberfläche niedergeschlagenes Kupfer zu entfernen.
5 % Thioharnstoff mit 1 % Ameisensäure: partielle Entfernung von Sulfidpatina
Bei allen Chemikalien soll die Einwirkzeit immer möglichst kurzgehalten werden. Meistens reichen 30-60 min. Um den Vorschritt zu beobachten, wurden die aufgelösten Metallverbindungen immer wieder mit einem weichen Pinsel von der Oberfläche abgewischt.
Die einzige chemische Reinigung, die bei den Münzen aus Kupferverbindungen Verwendung angewendet wurde, war die 15 %-Seignettesalz-Lösung. Die Lösung ist leicht basisch (8 pH) und entfernt nur die Salze des Kupfers und nicht darunterliegende Oxide. Das geschieht sehr langsam (12 bis 24 Stunden), so dass der Prozess sehr gut kontrollierbar bleibt.
Der Seignettesalz (Kaliumnatriumtartar) kann auch bei Silbermünzen angewendet werden, wenn beispielsweise nur einen möglichst geringer Abtrag beabsichtigt ist.
Mechanische Reinigung
Bei dieser Reinigung wurden folgende Werkzeuge angewendet: Skalpelle, Dreikantschaber, Glasfaserstifte, Stichel sowie verschiedene Pinsel und rotierende Bürsten. Bei dünnen Anlaufpatina (Sulfidpatina) wurden ebenfalls weiche Schleifkörper wie Zink- bzw. Calcitpulver angewendet. Der Pulver wurde mit Aceton und Wattestäbchen auf der Metallerhebungen eingerieben.
Klebung und Festigung
Die Klebung erfolgte mit 30 % Paraloid B72 in Ethylacetat. Bei Bedarf wurden die Münzen teilweise oder vollständig von einer Seite mit feinem Japanpapier (getränkt mit 20 % Paraloid B72) kaschiert.
Konservierung
Nach der chemischen Reinigung wurden die Münzen im fließenden Wasser gereinigt, in Aceton für 24 Stunden eingelegt und anschließend auf einer Heizplatte getrocknet.
Danach wurden sie mit 10 % Paraloid B72 in Ethylacetat konserviert, um sie vor weiterer Korrosion sowie falscher Handhabung zu schützen.
Die Münzen aus Kupferlegierungen erhielten zusätzlich noch eine Schutzschicht aus 10% Cosmoloid H 80.
Die Münzen mit einer sehr starken und aktiven Kupferchloridkorrosion wurden vorher mit BTA (5 % Lösung in Ethanol 2 Stunden mit 60° C) behandelt.
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